Leh­ren­hal­tig­keit

Damit eine Schraube sich präzise in ein Gewinde drehen lässt, müssen sowohl die Gewindemaße der Schraube als auch die der Mutter genügend „Spiel“ für den Verschraubungsprozess bieten. Dieses „Spiel“ äußert sich in der Lehrenhaltigkeit.

Zur Gewährleistung der Lehrenhaltigkeit existieren in der Praxis genau aufeinander abgestimmte Toleranzsysteme, die auch verschiedene Oberflächenbeschichtungen mit einbeziehen. Soll ein Oberflächenschutz appliziert werden, müssen die Gewinde (Vormaße) bei Schrauben kleiner und bei Muttern entsprechend größer gefertigt werden, um die Funktionsfähigkeit zu gewährleisten.

Besonderheiten der Gewindelehrung

Das Verfahren erfolgt mit einer GUT-Lehre nach DIN EN ISO 1502, bei der in der Praxis immer wieder Probleme auftreten, die jedoch unter Berücksichtigung einiger Hinweise zu vermeiden sind:

  • Für die Ausgangskontrolle sollten „gebrauchte“ Lehren benutzt werden, da die Maße „neuer“ Lehren niedriger liegen als das Gewindemaximum (siehe DIN EN ISO 1502).
  • Das Gewinde sollte bereits vor der Applikation der Oberflächenbeschichtung geprüft werden. Lässt sich der Gewindelehrring schlecht aufdrehen – zum Beispiel bei verzunderten oder gestrahlten Oberflächen –, ist hier das Zugeben eines Tropfens Öl erlaubt und hilfreich.
  • Bei Zinklamellenbeschichtungen kann die Oberfläche durch den Gewindelehrring abgekratzt/gelöst werden, was eine „Verstopfung“ des Rings zur Folge hat. Hier empfiehlt sich eine Reinigung und neues Ansetzen.

Bei der Lehrung von Innengewinden zeigt sich eine weitere Problematik: Da besonders Muttern im Bad „schöpfende Teile“ sind, führt dies zu einer Anhäufung im Gewindegrund. Obwohl eine Lehrung teilweise nicht möglich ist, lassen sich die Muttern durchaus sicher verbauen. Laut der DIN EN ISO 10683 2014-10 können jedoch Besteller und Beschichter andere Verfahren ausgehandeln. In diesem Zusammenhang hat der Deutsche Schraubenverband in der Richtlinie „Verschraubbarkeitsprüfung von Muttern mit Zinklamellenbeschichtung“ einen alternativen Prüfdorn vorgestellt, der bereits genutzt wird und in eine VDA-Vorschrift übernommen werden soll.

Funktionsprüfung „Lehrung von Gewinden“

Mit diesem Verfahren wird festgestellt, ob Schraube und Mutter präzise ineinander passen. Im Ergebnis liefert die attributive Prüfung eine grundsätzliche Aussage – nämlich „in Ordnung“ (i. O.) oder „nicht in Ordnung“ (n. i. O.). Zusätzlich durchgeführte qualitative Prüfungen können darüber hinaus auch konkrete Messwerte angeben.