Kaltselbstklebende Bitumenbahnen (KSK) werden in aller Regel zur Abdichtung vertikaler und horizontaler Flächen gegen nichtdrückendes Sickerwasser eingesetzt oder als Mauerwerkssperren und L-Sperren bei Verblendmauerwerks-Vorsatzschalen verbaut. Beim Neubau des Zentralmagazins des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Münster-Coerde konnte sich eine solche Bahn aber noch in einer ganz anderen Funktion bewähren.
Name | Zentralarchiv LWL |
Ort | Zum Rieselfeld 50, 48157 Münster-Coerde |
Land | Deutschland |
Bauherr | Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster |
Verarbeiter | Helmut Daume Dachhandwerk GmbH & Co. KG, Ahaus |
Produkte | DELTA®-THENE, DELTA®-THENE KÄLTEGRUNDANSTRICH, DELTA®-PROTEKT, DELTA®-FLEXX-BAND, DELTA®-THAN |
Jahr | 2019 |
Zu den vielfältigen Aufgaben der Kulturabteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zählen auch Betrieb, Verwaltung und Betreuung der verbandseigenen Museen, deren Ausstellungs- und Themenbereiche ein breites Spektrum der regionalen landesgeschichtlichen Entwicklung abdecken. Da die zur Verfügung stehenden Ausstellungsflächen der 18 zum LWL gehörenden Museen bei weitem nicht ausreichen, um alle verfügbaren Exponate permanent zu zeigen, befindet sich ein Großteil in unterschiedlichen Depots. Diese Lösung stellte sich jedoch im Laufe der Jahre als unwirtschaftlich heraus und einige Depots waren zudem bereits überlastet. Um den Bedarf an Magazinraum kostengünstig zu decken, beschloss der LWL, für rund 14 Millionen Euro ein neues multikommunales Zentralmagazin zu errichten, in dem auch anderen Städten und Kommunen im Umkreis Lagerraum zur Entlastung ihrer Museumsdepots angeboten werden kann.
Ein geeigneter Standort fand sich auf dem Gelände der „Speicherstadt Münster“. Hier entstand in den letzten Jahren durch Sanierung und Umnutzung der Verwaltungs- und Funktionsgebäude des ehemaligen Heeresverpflegungshauptamtes ein modernes Büro- und Kommunikationszentrum, wo sich bereits Teilbereiche des LWL als Mieter niedergelassen hatten. Die Organisation der Baumaßnahme wurde der LWL-Tochtergesellschaft WLV übertragen, die bereits große Erfahrung darin hat, Depots als Dienstleister der Kommunen kostengünstig zu bauen und zu betreiben.
Der Entwurf des beauftragten Münsteraner Architekturbüros Schoeps & Schlüter sah ein dreigeschossiges Depotgebäude mit über 10.000 m² Nutzfläche auf einem wirtschaftlich orientierten, quadratischen Grundriss mit einer Grundfläche von 60 x 60 Metern vor. Die außengedämmte Stahlbetonkonstruktion sollte im Erdgeschoss eine Vorsatzschale aus Verblendmauerwerk erhalten, für die darüber liegenden Flächen war eine horizontal strukturierte Metallverkleidung vorgesehen.
Das Zentralmagazin beherbergt seit seiner Eröffnung Anfang April 2019 eine große Vielfalt von Museumsexponaten. Die Bandbreite reicht von archäologischen Funden und Fossilien über hochwertiges Mobiliar, Gemälde und Skulpturen aller Epochen bis hin zu den Tierpräparaten des Naturkundemuseums.
Eines ist allen Archivarien gemeinsam: Ihre Lagerung stellt hohe Ansprüche an die Gleichmäßigkeit von Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit. Das hermetisch abgeschlossene Stahlbetongebäude musste also mit entsprechenden raumklimatischen Anlagen ausgestattet werden, die von Lagerraum zu Lagerraum unterschiedlich reguliert werden können. Die sensible Raumklimatisierung verlangt wiederum nach einer wirkungsvollen Dämmung der Gebäudehülle. Außerdem musste sichergestellt sein, dass von außen keine Feuchtigkeit durch die Umfassungswände in das Gebäudeinnere dringen kann. Da die Betonwände diese Sicherheit alleine nicht erbringen können, musste von außen eine feuchtigkeitssperrende Schicht vollflächig aufgebracht werden. Dafür wurde die kaltselbstklebende Abdichtungsbahn DELTA®-THENE ausgewählt.
Diese Abdichtungsbahn ist eine Kombination aus einer 4fach kreuzlaminierten Spezial-HDPE-Folie mit einer Dicht- und Klebeschicht aus Bitumenkautschuk. Mit einem sd-Wert von über 200 Metern verhindert sie zuverlässig die Feuchtediffusion von außen in die Betonkonstruktion hinein. In einer zweiten Funktion übernahm sie als DIN-gerechte Abdichtungsbahn im Bereich des Gebäudesockels die Aufgaben der Sockelabdichtung und der Mauerwerkssperre.
Mit der Ausführung der Abdichtungsarbeiten wurde die Helmut Daume Dachhandwerk GmbH & Co. KG aus Ahaus beauftragt.
Auf den gereinigten, trockenen Betonuntergründen von Fundamentvorsprung und aufgehender Betonwand wurde DELTA®-THENE GRUNDANSTRICH aufgebracht, wobei wegen der unkalkulierbaren Temperaturverhältnissen im Spätherbst 2017 sicherheitshalber die Variante Kältegrundanstrich eingesetzt wurde, die problemlos bis - 5° C verarbeitet werden kann. Nachdem der Voranstrich nach ca. drei Stunden durchgetrocknet war und eine ausreichende Haftfähigkeit aufwies, wurde die erste Bahn in L-Form entlang der Boden/Wandecke aufgeklebt. Aufgrund der hohen Flexibilität der Bahn und ihrer guten Anpassungsfähigkeit konnte auf eine Hohlkehlenausbildung verzichtet werden. Im nächsten Arbeitsgang wurden die Wandflächen bis oberhalb des späteren Materialwechsels Mauerwerk/Metallfassade rundum abgedichtet.
Nach Fertigstellung des ca. 75 cm hohen Sockelmauerwerks, das vor einer Lage gefalzter Perimeterdämmplatten aufgemauert wurde, folgte die zweite L-Sperre. Hierfür wurde die vlieskaschierte EVA-Mauerwerkssperre DELTA®-PROTEKT eingesetzt, die mit einer durchlaufenden Alu-Anpressleiste an der dahinter liegenden aufgehenden Wand befestigt wurde. Anschließend konnte die Verblendschale bis auf die planmäßig vorgesehene Höhe aufgemauert werden. Als Wärmedämmung kamen in diesem Bereich Mineralfaserdämmplatten zum Einsatz.
Im nächsten Arbeitsgang folgte die Eindichtung der Außenwände der beiden Obergeschosse. Die selbstklebenden Bitumenbahnen wurden beginnend von der Attika nach unten abgerollt und mit Hilfe einer Anpressrolle auf den durchgetrockneten Grundanstrich aufgeklebt. Im Attikabereich wurden sie zusätzlich mit dem DELTA®-FLEXX BAND temporär gegen Abrutschen gesichert.
Weitere Sicherungsmaßnahmen waren nicht erforderlich, da unmittelbar im Anschluss die Unterkonstruktion für die Metallfassade montiert wurde. Insgesamt konnten die Abdichtungsarbeiten auf einer Gesamtfläche von rund 3.500 Quadratmetern problemlos und unterbrechungsfrei durchgeführt werden. Das Verlegen in der Fläche stellte an die geübten Handwerker keine großen Anforderungen, Eckausbildungen im Sockel und an Wandöffnungen konnten mit passenden Bahnenzuschnitten oder mit DELTA®-FLEXX BAND problemlos und sicher eingedichtet werden.
Einer zügigen Abwicklung und einer erfolgreichen Gewerkeabnahme stand somit nichts im Wege. Anschließend wurde die Metallfassade montiert, deren Unterkonstruktionsbefestigungen für eine zusätzliche Sicherung der Bahnen gegen Abrutschen sorgen.